XXL, die 2te[]
Szene Wien; 08. 03 2014
Bands: BLACK INHALE, ENEERA, PROMETHEUS, AEONS OF ASHES, FLY ASH RETURN
Review by Florian Rosenberger (stormbringer.at)[]
Die 10te Auflage der ALL AUSTRIAN METAL NIGHT – das Jubiläum der Veranstaltung des gemeinnützigen Vereins zur Unterstützung österreichischer Metalbands wurde im großen Rahmen – mit dem Zusatz XXL - in der ((Szene)) zelebriert. Das Band-Paket des Abends versprach schon im Vorfeld Großes, denn es wurden meiner Meinung nach einige der besten "puren" Heavy-Metalbands Österreichs gebucht. Hinter internationalen Größen wie MACHINE HEAD oder LAMB OF GOD braucht sich die österreichische Metal-Szene mit solch großartigen Bands wie BLACK INHALE, ENEERA und PROMETHEUS nicht zu verstecken und auch die zwei Supportbands AEONS OF ASHES und FLY ASH RETURN spielten groß auf.
Die ((Szene)) bot an diesem Abend das perfekte Ambiente für eine rundum gelungene Veranstaltung. Die Konzerthalle mit fetter Bühne, inklusive hohem Drumriser, war zwar nie brechend voll, da sich die Fans der einzelnen Bands in der Location gut zwischen Foyer, der gemütlichen Bar und dem nunmehr kältetechnisch erträglichen Außenraucherbereich aufteilten, aber dafür war sie einfach angenehm gefüllt, um eine ordentliche Metal-Stimmung aufkommen zu lassen.
Durch die österreichischen Bandcontests METALCHAMP oder die umgetaufte PLANET FESTIVAL TOUR konnte ich schon des Öfteren Zeuge von der Professionalität österreichischer Bands werden. Wie viel Arbeit, Zeit und Mühe in eine Band gesteckt werden muss, um solch ein Qualitätslevel wie alle Bands des Abends bieten zu können, ist vielen Leuten gar nicht bewusst und wird leider auch kaum honoriert. Umso mehr schätze ich es, wenn solchen Bands wie bei dieser Veranstaltung verdienterweise der notwendige Raum geboten wird, ihre Musik in passenden Rahmenbedingungen zu repräsentieren.
Ein bisschen verspätet, ob der zu frühen Stunde um 19:30 Uhr noch vor wenigen Zusehern, starteten die kurzerhand für CROSSING EDGE eingesprungenen FLY ASH RETURN ihren Thrash-/Groove-Metal, der die Richtung des Abends schon mal vorgab. Und sie überzeugten als eingespielte Band, die Instrumentenfraktion spielte souverän ihre Parts, die Drums krachten richtig gut rein und Sänger Sascha überzeugte als engagierter Frontmann, der die immer zahlreicher eintreffenden Metalfans zum Headbangen motivierte.
Am Ende der gelungenen Präsentation ihrer Musik und ANNIHILATOR-Jeff -Waters-Style-Posing mit der roten „Flying V“ des Gitarristen kam dann schon im kurzen, aber intensiven Set die Kürung des Nummer Eins Fans pro Band zum Zug. Und diese gute Idee spornte dann doch ein paar Metalheads zum Moshen an, um den begehrten Preis (ein Stoffsackerl mit lauter guten Sachen, hauptsächlich „Ottarocker“-Dosen) zu erhalten.
Die Melodic-Death-Metaller von AEONS OF ASHES setzten dann noch eins drauf: Der Sound war brutal fett, die Doublebass-Attacken brachial und darüber gab es fiese Vocals im LAMB OF GOD-Randy-Blythe-Manier. Man sah den Musikern an, dass sie wissen wollten, wo der Bartl den Most herholt. Obwohl es die Band eigentlich erst seit knapp über einem Jahr gibt, war sofort klar, dass sämtliche Mitglieder schon genügend Bühnenerfahrung gesammelt hatten, um einen richtig großen Auftritt hinzulegen.
Vor allem Sänger und Frontmann Tim Sklenitzka, bekannt von seiner Vorgängerband , in der er fast 10 Jahre sang, überzeugte mit seinen brutalen Growls und einer coolen Bühnenpräsenz. Doch auch die restlichen Bandmitglieder gingen kollektiv ordentlich auf der Bühne ab, und neben den pumpenden Bass und knallenden Drums war vor allem der Gitarrensound einfach nur mächtig und in den richtigen Momenten mit geilen Melodien durchzogen.
Mit fetten Gitarrenriffs ging‘s dann mit der Three-Piece-Band PROMETHEUS weiter, deren Alben-Outputs ja schon so richtig fett produziert sind. Nach einer ersten denkwürdigen Begegnung mit ihrer Musik im "Escape" vor einigen Jahren und letztes Jahr kurz vor Weihnachten im "Bach" bot die ((Szene)) erst die optimalen soundtechnischen Möglichkeiten, die dieser großartigen Band gebühren – nicht zuletzt da sie sich selbst als "Soundtrack-Metalband" bezeichnet, was man durchaus so stehen lassen kann.
Solch geniale Soundlandschaften, die Mastermind Matthias "Waldo" Waldner komponiert hat, hört man äußerst selten. Die experimentelle Seite der Band ist sensationell, die progressiven Elemente natürlich nicht so leicht eingängig, aber durch die komplexen Strukturen der Songs einfach einzigartig. Knüppeldicke Drums und abwechslungsreiche Gitarrenriffs gab es satt. Der zweistimmige harmonische Gesang überzeugte und Frontmann Matthias glänzte mit einer grenzgenialen Stimmvielfalt ähnlich jener von DEVIN TOWNSEND. Unglaublich, was hier innerhalb einer dreiviertel Stunde passierte, nicht durchgehend zum Moshen, aber umso mehr zum Staunen.
Vom brutalen Opener "Rom" ihres Debütwerks "Tone of the Gods" über den genialen, groovenden Song "Hell Train" vom aktuellen Album "Endless" und den schnellen "Killer Swarm" des Meisterwerks "Rebirth of a Universe" bildete die Band neben zwei weiteren Songs des letzten Outputs mit dem finalen Song "Lockheed" einen runden Spannungsbogen. Die Präsenz der drei Musiker war auf der größeren ((Szene))-Bühne beeindruckend und sympathisch zugleich. Der CD-Kauf war dann kein Thema mehr und das nächste Konzert von PROMETHEUS in Wien wird zum Fixprogramm für mich.
Was soll da jetzt noch Großartiges kommen? Das Groove-Monster ENEERA natürlich, das die Köpfe erst so richtig zum Bangen brachte. "Nothing Pure" war da der perfekte Einstieg in ein Set voller schweißtreibender Energie. Die Riffs sitzten, die Drums rummsten und Frontmann Pujan 'Pu' besaß eine enorme Bühnenpräsenz und hatte stimmlich seine wütenden Growls und Screams fest im Griff. Das verbindende Element auch zum danach folgenden Headliner sind definitiv PANTERA. Und was will eine Meute von Metalfans mehr als Riffs um die Ohren geschnalzt zu bekommen, die das Adrenalin in den Körper schnellen lassen und den Bierdurst erst so richtig entfachen? Songs im Kaliber von "Pest" und "Lack of Diversity", bei denen keiner der Anwesenden noch ruhig stehen kann.
"Open the Gates" bot dann auch noch geile Gitarrenharmonien und durchgehend groovende Gitarrenparts. Einfach lässig, was hier aus den Boxen dröhnte, souverän und cool im großen Stil auf der Bühne präsentiert. "Narcosis" begann ebenso mit geschmeidigen Gitarrenlinien, bevor schnell der Groove wieder die Oberhand übernahm und im Refrain einprägsame Melodien sich ins Hirn fräßten. Der starke Abschlusssong „Stay Strong“ kann dann nur mehr als zusammengefasste Message des Abends verstanden werden.
Als würdiger Headliner betraten dann die meinerseits hoch geschätzten BLACK INHALE die Bühne. Und keinen Auftritt von ihnen, von dem ich Zeuge geworden war, könnte ich je vergessen. Zum ersten Mal eher zufällig am Metalfest 2010 zu später Stunde entdeckt, ließ ich mir nur selten in Wien die Gelegenheit entgehen, mich der Groove-Metal-Maschine zu stellen. Was waren doch die Donauinselauftritte für energiegeladene Shows, die nur durch einen Sommersturm gestoppt werden konnten! Den Vogel schossen sie aber als Special Guest beim Halbfinale des AUSTRIAN BAND CONTESTs 2013 ab: Sie präsentierten sich im Gasometer als absolute Headliner-würdige Liveband – sie hätten die anfangs erwähnten MACHINE HEAD bei deren letztem Wien-Konzert 2011 wahrscheinlich um Längen besser supportet als die unsäglichen BRING ME THE HORIZON.
Doch nun zurück zum Abend der ALL AUSTRIAN METAL NIGHT, welcher für BLACK INHALE der letzte Auftritt vor einer studiobedingten Pause für eine längere Zeit war. Und da ließ man es sich nicht nehmen, aus dem Vollen zu schöpfen und mit Songs des durchgehend starken Debütwerks "Rule of Force", bei dem echt kein Song in irgendeiner Art und Weise abfällt, die Metal-Vollbedienung abzuliefern, und BLACK INHALE für mich damit zu den "Cowboys From Hell" der Gegenwart kürt.
Mit ein paar neuen, äußert lässigen Songs wurde die Setlist gewürzt, um damit den Fans die Durststrecke bis zum Erscheinen ihres neuen Albums etwas zu erleichtern. Oder auch nicht, denn wenn man bedenkt, dass das, was in den knappen 75 Minuten geboten wurde, so schnell nicht wieder auf den Bühnen dieses Landes zu sehen sein wird werde ich fast schwermütig.
So, lange genug ausgeholt: Der Opener "Red Khmer" mit den Introworten "Look Out" (Rambo höchstpersönlich könnte diese nicht besser wiedergeben) knallte dann schon mal so richtig fett los. Die Mühe, die sich diese Band mit dem intensiven Einsatz und ihre Konzentration auf den Sound gibt, ist deutlich im Ergebnis zu hören. Die Gitarren des Gitarrenduos David Gludovatz und Raffael Trimmal würden jeden Wald in Kürze niedersägen, und die Drums von Boris Balogh machten die Bühne den Erdboden gleich. Der von Michael Bartl bediente Bass drückte ordentlich auf die Tube und die Vocals von Frontmann Raffael waren einfach nur beeindruckend, zwar an Phil Anselmo angelehnt, dafür strahlte der österreichische Frontmann um einiges mehr Sympathie aus.
"Rule of Force" beginnt ja schon mal mit einem richtig coolen Intro, als die groovenden Gitarren einsetzten, war kein Halten mehr – die auf Platte schon geilen Songs einfach live zu spüren, erweckte die Lebensgeister - Dimebag Darrel wird im Heavy Metal-Heaven dazu seine Matte schwingen. Die Dynamikwechsel innerhalb eines Songs sind phänomenal, kurze Verschnaufpausen mit Vibratosinglenotes machen die restlichen Parts umso brachialer.
"No Weakness" war dann der erste neue Song, der dem Publikum vorgestellt wurde, er überzeugte vollends und gab schon mal die Richtung des neuen Albums vor, das ja offenbar nur ein absoluter Kracher werden kann. "The Worst Is Yet To Come" ist wohl der heimliche Hit von BLACK INHALE, ein perfekter Mitgröler, auf LAMB OF GOD-Niveau. Der pure Metal, der da testosterongeladen dargeboten wurde, ist besser als jedes Fitnessstudio, ich fühlte mich jedenfalls nach diesem Metalkonzert großartiger als der amtierende Mr. Universum. "Losing My Faith" steht auf derselben Ebene eines "Cementary Gates", die cleanen Vocals im Vers sind absolut emotional überzeugend, im Refrain wird aber wieder Gas gegeben. Das Solo ist einfach Weltklasse, einfach ein rundum gelungener Song. Nach einem weiteren neuen Song erklangen bei "Control" die zusammengeschlagenen Stahlstangen à la "Terminator 2"-Intro der Song ist ein Lehrstück mit perfekt getimten, fetten Drumparts und genialen Doublelead-Gitarrenlinien. "Face To Face" stampfte dann ins Finale des Abends, der Abwechslungsreichtum der Songs suchte seinesgleichen, da kam nie Langeweile auf, auch wenn die Glieder nach dem anstrengenden Abend schon einzelne Ermüdungserscheinungen aufwiesen. "Hell's Gate" war dann nur mehr der finale Ritterschlag dieser österreichischen Ausnahmeband, für die ich in Zukunft außerhalb unseres Landes Großes prophezeiten möchte. Die ALL AUSTRIAN METAL NIGHT XXL war in ihrer zehnten Auflage größer, fetter und überwältigender denn je. Ich wünsche der österreichischen Szene mehr so engagierte Veranstalter, die das Risiko auf sich nehmen, auch aufgrund des Konzert-Überangebotes von internationalen Bands, eben auch lokalen Bands die Chance zu geben, sich in würdigem Rahmen präsentieren zu können. Die nächste ALL AUSTRIAN METAL NIGHT kann kommen, XXXL von mir aus!
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